Geben

Der Mensch ist völlig frei in der Wahl seiner Handlungen, aber er muss diese Aktionen mit entsprechenden entgegengesetzten Reaktionen ins Gleichgewicht bringen, bis er gelernt hat, dass Gottes einziges Gesetz Gehorsam verlangt. Dieses Gesetz gilt unverbrüchlich.

Der ganze Zweck des Lebens besteht darin, Gott wahrheitsgemäß und dem Gesetz entsprechend manifestieren zu lernen. Die Lektion ist hart, aber der Mensch selbst macht sie hart, weil er das Gesetz nicht erkennt. In dem Maße, wie der Mensch allmählich Gott in sich erkennt und damit auch seinen Lebenssinn und das Gesetz, wird das Leben immer wunderbarer und der Mensch immer machtvoller in seiner Manifestation von Kraft.
Die Kraft des Menschen liegt im Geben. Er muss lernen, so zu geben, wie die Natur es tut. Jede Hälfte eines Kreislaufs gibt auf ewig der anderen Hälfte, auf dass zurückgegeben werde. Die Natur entfaltet sich auf ewig in das Viele zu dem Zweck, alles Entfaltete in das Eine zurückzufalten. Jedes Individuum muss dieses universale Gesetz manifestieren.

Der Wunsch mancher »überbehütender« Eltern, das Leben ihrer Kinder für diese zu regeln, gipfelt oft in der Behauptung, sie hätten ihr ganzes Leben den Kindern geopfert. Das bedeutet, dass diese Eltern von ihren Kindern nehmen, anstatt zu geben. Sie nehmen ihren Kindern die Initiativkraft, die diese brauchen, um ihre eigenen Kreisläufe zu vollenden. Die Kinder müssen ihr eigenes Leben leben. Der Mensch muss das Prinzip der Schöpfung erkennen: das Geben zwischen den sich austauschenden polaren Hälften jedes Kreislaufs mit dem Ziel, dieses Geben zu wiederholen. Dieses Gesetz gilt universell, und jedes Individuum muss es umsetzen.

Der Mensch wird immer weiter Kriege führen, bis er lernt, aus vollem Herzen zu geben in der sicheren Zuversicht, dass in gleicher Weise zurückgegeben wird, und niemals zu nehmen, was nicht als wohlverdienter Lohn für seine Gabe gegeben wurde.

(Walter Russell, Geheimnis des Lichtes, S.91)